FuStA Rohr: Ja, wenn Minergie und nicht fossile Heizung

FuSTA und Kindergarten Aarau Rohr, Projektierungskredit Neubau und Heizungserneuerung Fernwärmeverbund
Schule  •   21. September 2015

Die Stadt setzt sich im Rahmen ihrer Zuständigkeit ein für die Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft
Aktuelle Gemeindeordnung Stadt Aarau

 

Werte Anwesende

Die Gemeindeordnung gilt – auch für den Einwohnerrat und auch für den Stadtrat. Und wenn ich jetzt sehr pingelig sein möchte, würde ich darauf hinweise, dass Gebäude mindestens den Minergie-P Standard erreichen sollten um 2000 Watt und somit GO-kompatibel zu sein. Der «normale» Minergie Standard langt nicht, auch nicht, wenn wir noch ein «eco» dazutun. Aber gut, ich will jetzt eher grosszügig sein.

Und das heisst, unserer Fraktion genügt der Minergie-eco Standard – geradeso. Aber der ist zwingend! Und Minergie benötigt eine Lüftung. Und genau um die Lüftung streiten wir.

  • Also: Um was geht es bei einer Lüftung für den Minergie-Standard? Eigentlich um zwei Sachen:
    • In erster Linie – und das mag jetzt überraschen – geht es um die Luftqualität: Frische Luft wird zugeführt, Gerüche und Feuchtigkeit werden weggeführt. Die Feuchtigkeit, ist bei einem gut isolierten und somit sehr dichten Gebäude immer mal ein Problem. Sie kann dazu führen, dass gewisse Bauteile schneller saniert werden müssen und der Wertverlust rascher voranschreitet. Mit einer Lüftung macht man also etwas für den Werterhalt von der Liegenschaft. In dem Sinn ist sie etwas wie eine Versicherung.Zum Thema Lüftung und somit Luftqualität gehört auch immer das Thema CO₂. In einem Kindergarten oder Schulraum allgemein sind bekanntlich viele Personen auf verhältnismässig kleinem Raum. Somit steigt – ohne Lüftung – der CO₂ Gehalt während einer Lektion deutlich an. Kantonale Messungen im Aargau haben ergeben, dass die CO₂-Grenzwerte teils massiv – das heisst um über 100 % – über-schritten werden, wenn nur mit den Fenstern gelüftet wird. Und das jede Lektion.Wenn also am Ende einer Lektion die Schülerinnen und Schüler bzw. Kindergärtlerinnen und Kindergärtler unkonzentriert und nicht mehr aufnahmefähig sind, muss das nicht immer am langweiligen Lehrer oder dem uninteressanten Unterrichtsstoff liegen.
    • Und natürlich geht es zweiter Linie mit der Lüftung auch um das Energiesparen: Abluft hat viel Wärme, mit einem Wärmetauscher wird die grösstenteils wiederverwendet. Tada: Kleinere Ausgaben für das Heizen.Das Argument, dass die Türen und Fenster im Kindergarten sowieso häufig offen sind, besticht nur sehr bedingt. Wenn es warm ist, hat zum einen niemand etwas gegen offene Türen und Fester.Wenn es jetzt anderseits aber sehr kalt ist, bezweifle ich, dass weiterhin alle Türen und Fenster offen sind. Dementsprechend leider wieder die Luftqualität.
  • Zu den Investitionskosten, auch wenn die Lebenszykluskosten eigentlich das sinnvollere Argument wären. Keine Geiss schleckt weg, eine Lüftung kostet. Aber es muss bei weitem nicht so viel sein, wie die Vorlage behauptet.Warum? Minergie schreibt gar nicht eine zentrale Lüftung vor. Die wäre tatsächlich nicht sehr billig. Die bräuchte einen separaten Raum, sie bräuchte Platz in der Decke für die Lüftungskanäle etc. Das heisst mehr Fläche und mehr Bauvolumen, und das treibt die Kosten.Wie gesagt, es geht auch anders. Es ist beispielsweise möglich, jeden Raum einzeln mit einem Lüftungsgerät auszurüsten. Dann kann auf die Kostentreiber mehr Fläche und mehr Volumen verzichtet werden. Das neue Schulhaus in Suhr wurde so gebaut. Die Erfahrung zeigt, dass mit so einem Lüftungskonzept die Investitionskosten um 50 % gesenkt werden können.

Und noch das letzte zum Thema Minergie: Die Aussage, dass man ja nach Minergie baut, und es nicht so eine Rolle spielt, wenn man die Lüftung weglässt, ist wie wenn jemand ein E-Bike kauft – aber auf den Akku verzichtet. Es hat ja alles: 2 Räder, einen Rahmen, Bremsen und vor sogar einen Elektromotor und Velofahren kann die Person ja trotzdem. Irgendwie bezweifle ich, dass jemand eine E-Bike ohne Akku kauft, zumindest, wenn er bei Trost ist.

Nächstes Thema. Heizung: Der Politikplan sieht ihre Erneuerung für 2017 vor. Das passt perfekt mit dem Zeitplan für das vorliegende Projekt zusammen. Das sollte im Sommer 2018 fertig sein. Glück gehabt.

Nicht so glücklich sind wir mit der Option, allenfalls auch in Zukunft mit fossilen Energieträgern zu heizen. Wir fordern daher ein Bekenntnis zu einem erneuerbaren Energieträger. Holzschnitzel, Pellets, allenfalls auch 100 % Biogas oder ein Anschluss an ein zu-künftiges Wärmenetz Hinterfeld; es gibt noch mehr Optionen. Keine Optionen sind hinge-gen Erdgas und Erdöl. Auch das Argument, dass die Kinder mit einer allfälligen Holzschnitzelheizung gefährdet werden, ist nicht zu Ende gedacht. Zum einen fordert die SVP die Beibehaltung der Parkplätze beim neuen Gebäude – und das gäbe definitiv mehr Verkehr als ein Lastwagen, der maximal ein paar Mal jedes Jahr zufahren muss. Mit etwas Planung fährt der Lastwagen während der Ferien oder am Mittwochnachmittag.

Apropos SVP-Antrag: Wir möchten doch darauf hinweisen, dass es in einer Distanz von sage und schreibe knapp 170 m ein grosser Gratisparkplatz vor dem Friedhof hat.

Da ich schon lange am Reden bin, fasse ich für alle die, wo wegen des steigenden CO₂-Gehaltes schon weggedöst sind, zusammen.

  1. Die Gemeindeordnung gibt uns den Auftrag, die Ziele der 2000 Watt-Gesellschaft zu erreiche. Ein Neubau, der nicht mal den Minergie-Standard erreicht, nimmt die Gemeindeordnung genau so wenig ernst wie eine neue fossile Heizung.
  2. Der Minergie-Standard ist ohne Lüftung nicht möglich.
  3. Projektierung kostet auch im Minergie-Standard nicht mehr.
  4. Eine gute Lüftung in einem gut isolierten Gebäude ist essenziell für eine gute Luftqualität. Stichwort CO₂. Denken wir doch daran, für wen wir bauen.
  5. Eine Lüftung hilft Energie und Betriebskosten sparen.
  6. Die Investitionskosten für eine minergietaugliche Lüftung können deutlich kleiner sein, als die Vorlage suggeriert. Man muss aber – im Sinne von einem Kompromiss – auf die zentrale Lüftung verzichten und stattdessen mit einer Einzelraumbelüftung arbeiten. 50 % Kostenersparnis sollte möglich sein.
  7. Betreffend Heizung: Natürlich gilt auch der Anschluss an ein mögliches Wärmenetz Hinterfeld im Sinne des Antrags als erneuerbar. Wenn es dafür eine Übergangslösung braucht, sehe ich darin kein Problem.

In dem Sinne. Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit und das Stimmen in unserem Sinne.

By | 2017-07-28T17:38:06+01:00 Dezember 15th, 2012|Diskussionsbeitrag|